Samstag, 14. Juni 2014

Aus der Stadt auf's Land - Theater aus Peru in Frankfurt


Der Regisseur Mario Delgado, Gründer des Theater Cuatro Tablas, zu Gast im Theater Willy Praml

Vortrag: Do. 26. Juni, Wittelsbacherallee 29, 60316 Frankfurt Termin speichern <*.ics>
Workshop: 28 & 29. Juni, TITANIA, Basaltstraße 23
Mario Delgado gründete 1971 in Lima die Theatergruppe Cuatro Tablas. Dass es hierbei mehr um die Gründung einer Künstlergruppe, denn als einer Theaterkompagnie ging, mag der Zeit geschuldet sein. Tatsache ist, dass eine ganze Reihe von Initiativen, die zum Teil noch bis heute bestehen – Yuyachkani etwa – mit diesem Impuls begannen. Es war eine Zeit revolutionärer Ernüchterung und kultureller Neuerung in Lateinamerika. Heute gelten jene Gruppen als Schulen und als Begründer einer neuen Theatertradition.

Wenn Mario Delgado über das andere Theater (el otro teatro) reflektiert, das jenseits von (Fernseh-)Spektakel, Show Business und Turistenattraktion zu bestehen vermag, dann um Begriffe wie popular von Renommee abzugrenzen und die Werte die jenes prägen, zu definieren.

Das andere Theater, das sich als Teatro de Grupo zunächst als Gruppe einen Ort schaffe und sein Publikum dort fände, wo weder ein für Theater vorgesehener Ort etabliert sei, noch die Presse ihre Journalisten hinschicke, wo jedoch das Publikum nach kulturelle Erfahrung hungere, dort, in den von der Kulturpolitik vernachlässigten Randbezirken Limas und Perus sei es heute zu finden. Mehr noch, jenseits der Zentren der Welt existiere es, ungeachtet eines eurozentristischen Weltbildes.

Das Theater überwinde die Grenzen der Kulturräume und Märkte. Diesen Identitätwandel hin zum "kosmopolitischen Dorf" nicht wahrnehmen zu wollen, weil es "nicht zu uns passt", gehöre nicht zu einer modernen Geisteshaltung, die sich demokratisch artikuliere. Diese Haltung trauere in ihrer Intoleranz einem paridiesischen Wunschbild nach.

Ja, da stimmen wir wohl zu, Off-Spaces sind Teil des Mainstreams. Indy ist hip, Underground rules! Die Marktmechanismen werden angepasst, das Angebot diversifiziert, die Kundengruppe genau unter die Lupe genommen. Das nebeneinander und gegeneinander der Kulturträger und Medien scheint heute wie damals die kollektive kulturelle Erfahrung zu prägen. Und wer noch immer bürgelichen Werten des 19. Jh. nachtrauere, habe halt nicht dazugelernt. Doch wie global vernetzt und unabhängig von den (U.S.-Euro-)zentrischen kulturellen Umschlagplätzen kultureller Güter der Wirtschaftsmetropolen ist jenes Theater eigentlich?

http://cuatrotablas.net/?q=blogs/mario-delgado
 
Vortrag am Do. 26. und Workshop am Sa. 28. und So. 29. Juni im Theater Willy Praml