Montag, 17. Dezember 2012

Wieso gerade heute so viele Lebensmittel aus Peru?


Enrique Mayer  beschäftigt
sich in "Cuentos feos de la
Reforma Agraria" mit der
heutigen Sicht auf die
Agrarreform.

Um das zu beantworten, müssen wir ein Stück in der Geschichte zurückgehen. Denn eigentlich sind es gar nicht so viele, es könnten heute viel mehr sein. Wenn nicht...

ein wichtiges und heute kaum beachtetes Ereignis zu einer drastischen Veränderung in den Besitzverhältnissen auf dem Land geführt hätte. 1968 kam durch einen Putsch Juan Velasco Alvarado an die Macht und löste damit Fernando Belaúnde Terry, der, zum Nachteil peruanischer Interessen, einen  geheimen Vertrag mit der US-amerikanischen Standard Oil unterzeichnet hatte. Velasco Alvarado enteignete im Jahr darauf die Großgrundbesitzer, die bis dahin wie Feudalherren über Land und Leute ihrer Haciendas verfügt hatten. Das führte zu einem Einbruch in der Produktion. Die ehemaligen Hacendados (Großgrundbesitzer) verließen das Land oder widmeten sich anderen Geschäftsfeldern und so gingen Handelsbeziehungen verloren.

Die neuernannten Landbesitzer

Alan García, links im Hintergrund, tritt
während einer Kundgebung einem geistig
nicht zurechnungsfähigem Mann der ihn
vor den Kameras verdeckt in den Hintern.
... waren auf Überschuss und Export nicht eingestellt und ihre Genossenschaften, die Cooperativas, waren zunächst damit beschäftigt sich zu organisieren. Es war klar, dass diese neuen Verhältnisse nicht lange andauern würden. Neben dieser Landreform plante Velasco Alvarado auch eine Bildungsreform, die Quechua zur zweiten Amtssprache erhob. Es war die Zeit der linksgerichteten Diktatoren, die zwar nationale Interessen gegen die alten Eliten vertraten, dabei aber sehr martialisch vorgingen. 1975 kam es schließlich zum Sturz und die Junta ernannte Ministerpräsident Francisco Morales Bermúdez, der ebenso aus der Reihen des Militärs stammte, jedoch die Interessen des Großbürgertums vertrat, zum Präsidenten. Die alte "demokratische" Ordnung wurde schließlich 1980 mit Fernando Belaúnde Terry wiederhergestellt -schon bezeichnend mit welcher Härte er wie seine Nachfolger gegen Forderungen nach gerechtem Lohn und angemessenen Arbeitsbedingungen vorging-. 1985 wendete sich das Blatt wieder, unter Alan García ging es hin zu einer Stärkung des Binnenmarktes und Abkopplung der nationalen Ökonomie vom Weltmarkt, was in einem Desaster endete. So kommt es 1990 unter Fujimori wieder zu "offenen Märkten", die Importe steigen an und staatliche Unternehmen werden privatisiert. Zuvor aber nimmt auch er einen Platz  in der Reihe der Diktatoren ein und löst mittels Staatsstreich das Parlament auf.

In seiner Fernsehansprache vom 5. April
1992 erklärt Fujimori die Auflösung des
Parlaments. Es folgt eine Diktatur, in der
der Geheimdienstchef Vladimiro
Montesinos durch Dollars aus dem
Drogenhandel die Fäden zieht bis er in
Konflikt mit regionalen Interessen gerät.

Nach einer wechselvollen Geschichte 

... wie dieser, wird nachvollziehbar womit der Agrarsektor zu kämpfen hatte. Und obwohl noch viel über den negativen Einfluss durch den Bergbau zu sagen wäre, stellen wir fest, dass sich erst in den letzten Jahren ein Agrarexport hochwertiger Produkte entwickeln konnte, der scheinbar allmählich aus dem Schatten der chilenischen Agrarexporte heraustritt und mit hoher Qualität und Zertifizierungen auf dem deutschen Markt Einzug hält. Dazu gehören, neben grünem und weißem Spargel u.a. Mango, Bananen, Kaffee, Avocado und Ingwer auch veredelte Produkte wie Pisco.
Ob diese Exporte den Leuten in Peru nicht auch Nachteile bringen - für viele Menschen in den Städten ist Obst unbezahlbar geworden - und ob der weltweite Lebens- und Futtermittelhandel nicht generell abzulehnen sei, ist eine weitere Frage über die wir, angesichts steigender Nachfrage nach exotischen bio-Produkten, sicher öfter diskutieren werden.

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